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Protest gegen FIFA - Solidar Suisse

Hallo,

wie auf Twitter schon angedeutet, möchte ich heute über eine Kampagne schreiben, die direkt mit der FIFA Fußball-Weltmeisterschaft in Brasilien zusammenhängt. Solche Themen interessieren mich natürlich aufgrund meines Sportmanagement-Hintergrunds am meisten und sollen ja auch den Großteil der Beiträge im Blog darstellen.

Es handelt sich dabei um die Organisation "Solidar Suisse", die sich für gerechte Bedingungen in Schwellen- und Entwicklungsländern einsetzt und dabei durch verschiedene Kampagnen auf Missstände hindeutet.

Hier der Link zur Kampagne: http://action.solidar.ch/de

Zuerst aufmerksam geworden auf die Aktion bin ich mal wieder bei den News vom Fundraiser Magazin unter folgendem Link:
http://www.fundraiser-magazin.de/index.php/branche-archiv/fairness-bei-der-fussball-weltmeisterschaft.html

Zunächst möchte ich kurz über die Kampagne von Solidar Suisse sprechen und währenddessen immer wieder meine Meinung zu einzelnen Punkten einbringen.

Als allererstes gab es ein Protestvideo auf dem verschiedenste schlimme Fouls der vergangenen Jahre gezeigt wurden. Fazit des Films ist, dass Blatter als FIFA-Präsident das schlimmste Foul 2014 begeht, in dem verschiedene Gruppen von Menschen in Brasilien eben nicht von der WM profitieren, sondern darunter leiden. Als Hauptbeispiel werden hier die StraßenhändlerInnen herangezogen, die ihre Ware im Umkreis des Stadions nicht verkaufen können, weil dort nur Stände bzw. Produkte der Sponsoren erlaubt sind. Daraufhin hat Solidar Suisse dazu aufgerufen, eine Protestmail an Blatter zu schreiben bzw. eine Protestmeldung in den sozialen Netzwerken zu teilen.

Grundsätzlich finde ich die Kampagne sehr mutig, kreativ und richtig! Das soll hier an aller erster Stelle klar sein. Allerdings wirkt es für mich als Sportmanagerin an der ein oder anderen Seite auch etwas einseitig und leicht polemisch. Unumstritten geschieht - auch und hauptsächlich aufgrund der Verträge der FIFA - großes Leid für Teile der Bevölkerung und darauf muss man im Rahmen einer Großveranstaltung aufmerksam machen. Was das angeht, bin ich vollkommen für die Aktion von Solidar Suisse und finde die Umsetzung klasse. Deshalb freut es mich auch, dass nach fast 14.000 Protestmails eine Stellungnahme der FIFA kam und diese wohl 3000 StraßenhändlerInnen ebenfalls erlauben will, Ware an Fans zu verkaufen. Was ich hier schade finde, dass Solidar Suisse auf diese Stellungnahme in den News zwar eingeht (http://action.solidar.ch/de/news), aber die Bemühungen und das Reagieren der FIFA nur am Rande würdigt, sondern in erster Linie jetzt noch mehr Maßnahmen fordert und einen erneuten Shitstorm startet. Sicherlich handelt es sich bei der Reaktion nur um einen Tropfen auf den heißen Stein, allerdings bin ich grundsätzlich auch der Meinung, dass man nicht nur "gegen" etwas sein kann, sondern dass es nach dem anfänglichen Protest, auf dem die Kampagne basiert, jetzt in ein Miteinander übergehen sollte. Solidar Suisse kann stolz auf das Geleistete sein, nun heißt es in meinen Augen "ab an einen Tisch" und schnell und effektiv Lösungen finden. Natürlich beziehen sich all meine Aussagen hier nur auf die Artikel, die ich auf der Website finden konnte, was sich im Hintergrund bei Solidar Suisse und bei der FIFA abspielt, darüber kann ich natürlich nicht berichten. Als Sportmanagerin verstehe ich beide Sichtweisen: die FIFA sorgt nicht nur für die Sperrzonen, um lokale Straßenhändler auszuschließen, sondern hauptsächlich geht es bei diesen Bereichen auch um Sicherheit. Deshalb besteht hier auch Akkreditierungspflicht bzw. können ab einen gewissen Bereichs nur Fans mit Ticket weiter. Nun ist es sicherlich schwierig, allen StraßenhändlerInnen (genannt wurden 100.000) eine Akkreditierung für den Sicherheitsbereich auszustellen. Ein weiterer Aspekt ist, dass die Sponsoren letztendlich diejenigen sind, die einen Großteil der Finanzierung bereitstellen - für jeglicher FIFA-Aktionen. Die FIFA ist sich meiner Meinung nach ihrer sozialen Aufgabe bewusst und versucht dies auch immer wieder durch diverse Aktionen zu zeigen. Ein nicht unwesentlicher finanzieller Teil wird von der FIFA für soziale Projekte zur Verfügung gestellt - und dieses Geld kommt nun einfach auch einmal aus den hohen Summen, die die Exklusivsponsoren für Weltmeisterschaften etc bezahlen. Ich hoffe doch, dass fast allen die "SayNoToRacism" Kampagnen bekannt sind. Das dies leider aufgrund vieler nicht zu tolerierender Vorkommnisse wie z.B. der Korruptionsvorwürfe nicht immer als erstes mit der FIFA in Verbindung gebracht wird, dafür ist der Verband meiner Meinung nach auch ein Stück selbst schuld. Deshalb ist es logisch und nachvollziehbar, dass Aktionen wie Solidar Suisse gegen den Verband und seinen Präsidenten gerichtet sind.

Was mir persönlich sehr gut bei der kompletten Kampagne gefällt, ist die Verknüpfung des Sports mit den sozialen Themen. So zum Beispiel auch die sogenannte "Torspende", bei der man eine Mannschaft auswählen kann und wann immer diese Mannschaft bei der WM ein Tor schießt, einen bestimmten Betrag für die Zwecke der Organisation spendet (http://action.solidar.ch/de/torspende).

Was mir wie gesagt etwas fehlt, ist das Zeichen, das man gemeinsam Lösungen finden will. Solidar Suisse fordert viel und auch viel Richtiges, aber haben die Verantwortlichen aller Seiten bereits an einen Tisch gesessen und darüber gesprochen, wie man für die Straßenhändler, die keine Akkreditierung bekommen und die ihre eigenen Waren (und nicht lizenzierte Produkte) verkaufen wollen, einen Standort findet? Dies soll keinesfalls eine Verteidigung für die FIFA sein, ganz im Gegenteil, ich bin von der Richtigkeit der Kampagne überzeugt und finde die Idee sehr gut. Allerdings gibt es wie immer und überall zwei Parteien, deren Meinungen beide gehört werden sollten und die einen Kompromiss finden müssen.

Ich meinerseits hoffe auf eine spannende, faire WM und ein herausragendes Fußballfest - nicht nur für die Spieler, sondern für alle: Fans weltweit, die brasilianische Bevölkerung sowie die FIFA und die Sponsoren, damit auch in Zukunft solche Sportereignisse möglich sind und tolle Begegnungen, Erlebnisse und Geschichten entstehen. Vielleicht findet sich ja auch noch ein positiver Ausgang für die Mehrheit der StraßenhändlerInnen - und nicht nur für 3.000 von ihnen.

Was haltet ihr von der Kampagne? Ich bin gespannt...

Viele Grüße
Maria




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